TerraTec NOXON A540+

im Originalzustand

Für's Wohnzimmer war ich auf der Suche nach einem Internetradio ohne eingebaute Lautsprecher, also vorzugsweise im 19''-Format. Bezahlbar musste es natürlich sein, deshalb ist mein Favorit, der Naim Uniti, leider schnell aus dem Rennen gewesen ;). Wirklich viel Auswahl bot sich nicht, deshalb ist es schließlich der NOXON A540+ von TerraTec geworden. Von der Qualität her natürlich kein Vergleich zum Naim, aber mit nur etwa einem Zehntel des Preises ein durchaus attraktives Gerät mit Hoffnung auf etwas Modding-Potential.

Viel zum ''verbessern'' ist allerdings nicht drin :(. Das Herzstück des A540 ist ein kompaktes Modul mit dem Namen Venice 6.2 von Frontier Silicon, welches ich allerdings noch nicht geöffnet habe. Da steckt im Prinzip alles drin was man braucht, extern sind lediglich ein KabelLAN-Interface, ein Chip für Klang- und Lautstärkeregelung sowie das Bedienteil mit Display. Ein optischer Ausgang ist vorhanden, daher wäre ein zusätzlicher DAC vermutlich das Beste.

Was allerdings nötig verbessert werden muss ist das Netzteil. Der vorhandene Trafo (mit 1x8V und 1x14V), obwohl auf einem Gummipuffer montiert, leidet an extremem mechanischen Brummen! Das war bei meinem Modell sogar so schlimm, dass das ganze Sideboard munter mitbrummte und somit an Musik hören gar nicht mehr zu denken war! Also raus mit dem alten Zossen und ein kleiner Ringkerner mit 2x12V und 30VA stattdessen verbaut. Da die eine Wicklung vorher nur 8V hatte, musste ich noch ein paar Kleinigkeiten anpassen. Raus kommen am Ende stabilisierte 5V, die mit Hilfe eines 78L05 erzeugt und von einem TIP41C ''gestützt'' werden. Der Stabi kann die paar Volt mehr gut verkraften, aber die Elkos waren mir mit 16V etwas zu knapp bemessen. Deshalb habe ich gleich alle gegen Panasonic FC's mit 35V getauscht. Hätte ich sowieso gemacht ;). Bei einem ersten Test ist mir dann bewusst geworden, dass der Kühlkörper am TIP auch relativ spärlich dimensioniert war... Eigentlich klar, kostet ja Geld sowas. Jedenfalls wollte ich da keinen Giftzwerg drinne haben, der einem schon nach 20 Sekunden die Finger verbrennt. Die Lösung war dann ein solide gearbeitetes Stück Aluminium aus einem analogen Spaun-Multischalter, wodurch die Betriebssicherheit wieder gewährleistet ist :).

Ebenfalls etwas billig gearbeitet ist der Drehknopf. Ich musste den Drehimpulsgeber minimal zurechtrücken, damit der Knopf nicht bei jeder Umdrehung irgendwo am Rand entlangschrabt... Made in China eben :(.

Jedenfalls ist das Teil jetzt mechanisch still und ansonsten funktionsfähig. Eine Favoritenliste für die Internetradiostationen kann man sich mehr oder (eher) weniger bequem am PC zusammenstellen und dann gemütlich über WLAN Musik hören. So weit so gut. Die akustischen Leistungen kann ich noch nicht beurteilen, dazu muss ich das Gerät jetzt erstmal benutzen :).

mit ''schallgedämpftem'' Netzteil

Zweiter Anlauf, 26.01.2013

Inzwischen habe ich nun auch den Frequenzgang vermessen. Auffällig ist, dass die Höhen schon bei 3kHz anfangen in die Knie zu gehen und bei 20kHz dann ganze 3dB runter sind. Schön ist was anderes :(. Mit dem eingebauten EQ lässt sich das auch nicht kompensieren. Was die genaue Ursache dafür ist, versuche ich noch rauszufinden.

Frequenzgang des A540+. Zu sehen sind die EQ-Einstellungen für Bass und Höhen bis 6dB

Das Venice 6.2 habe ich inzwischen auch geöffnet, um nach dem verwendeten DAC zu suchen. War einfacher als gedacht; ich bin beim ersten Blick davon ausgegangen, dass der Blechdeckel rundum verlötet ist. Ist er aber nicht. Verbaut ist ein kleiner CS4344 von Cirrus Logic. Eher ein einfacher Vertreter seiner Art, war ja zu erwarten... Nichtsdestotrotz ist auch dieser Winzling laut Datenblatt in der Lage, volle 20kHz mit weniger als 0.1dB Abfall zu liefern. Demnach liegt der Wurm irgendwo in der nachfolgenden Beschaltung.

Venice 6.2 Innenansicht

Auf dem Foto ist zu erkennen, dass innerhalb des Venice die im Datenblatt des DAC empfohlene Ausgangsbeschaltung verwendet wurde. Die 3.3uF, 10k und 470 Ohm habe ich sogar nachgemessen. Lediglich die vier kleinen Kondensatoren ganz rechts im Bild, im Schaltplan mit ''C'' gekennzeichnet, konnte ich im eingebauten Zustand nicht messen. Ich habe die Schaltung jedoch in LTSpice nachgebildet und komme auf einen Wert von gut 15nF pro Kanal, um ein Rolloff von -3dB bei 20kHz zu erzielen. Ich habe den Ausgang am Venice noch nicht ohne den Rest des NOXONs gemessen, daher weiß ich noch nicht ob die Kapazität im Venice einfach zu hoch ist (glaube ich nicht), oder ob die weitere NOXON-Schaltung eine zu große Last darstellt. Wenn ich das Venice-Modul von der Hauptplatine abziehe und mit dem Multimeter den weiteren Weg der Ausgänge auf der Hauptplatine messe, erhalte ich ca. 13nF. Könnte natürlich eine Fahrkarte sein, aber andererseits blieben damit realistische ca. 2nF für das Venice-Modul (womit dessen Frequenzgang dann OK sein müsste) und eben 13nF unbekannter Herkunft, die den Frequenzgang entsprechend negativ beeinflussen würden.

Weiter geht es auf der Hauptplatine des NOXON mit einem Spannungsteiler aus 6k8 und 39k, also gute 45k Last für den DAC, was eigentlich weit im grünen Bereich liegt. Danach folgt ein 10uF-Elko und dann geht's direkt in den Eingang des PT2314. Dessen Datenblatt ist nicht sehr aussagekräftig, aber vielleicht liegt hier schon das Problem. Ein simpler Buffer vor diesem Eingang würde wahrscheinlich helfen! Leider ist das alles wieder SMD und noch dazu ''eingekesselt'' von einem Ring aus Elkos, was ein ''mal eben ausprobieren'' nicht sehr spaßig erscheinen lässt. Mal sehen, irgendwann werd' ich es wohl ausprobieren. Oder einen anderen DAC verwenden...

Dritter Anlauf, 28.01.2013

Ich hab's!!
Dummerweise habe ich mit der Buffer-Theorie angefangen. Habe mir extra eine schicke kleine OP-Platine zurechtgeschnitzt, die genau auf die freien Pins der nicht vorhandenen Eingangsbuchsen passt und via 2x2 Strippen da angeschlossen wird, wo ich die Koppel-Elkos rausgenommen habe. Sah echt schick aus, brachte nur leider keine Verbesserung :(. Nach diversen Versuchen mit dem ''Einschleifpunkt'' des Buffers und den ersten durchtrennten Leiterbahnen ist's immer noch nicht besser geworden! Verdammt, dachte ich, dann können das doch tatsächlich nur noch Kondensatoren sein. Also habe ich als erstes die Vier auf dem Venice-Board hochgelegt. Und siehe da: Eine Verbesserung von -3dB auf -2dB. Hmm. Schonmal was, aber immer noch nicht das Gelbe vom Ei. Eine schnelle Messung direkt am DAC-Ausgang zeigte aber, dass da soweit alles prima bis knapp vor 20kHz ist. Nachdem ich dann den gesamten Audio-Pfad bis zum Ausgang hin durchgegangen bin, blieben nur noch zwei Kondensatoren im Feedback des Ausgangs-OPs übrig. C136 und C137, mit jeweils 220pF, verursachen unter idealen Bedingungen schon einen Rolloff von gut 1dB bei 20kHz; zusammen mit den anderen Kapazitäten also durchaus nicht unerheblich. Jedenfalls habe ich jetzt alle Sechs entfernt - seht euch das Ergebnis an:

Frequenzgang nach der Korrektur

Die untere Kurve zeigt den Originalzustand; die Mittlere die Bereinigung des Venice-Moduls und die Obere das Endergebnis. Damit kann man doch leben! Und man muss nicht mal einen extra Buffer-OP einbauen... :/
Dem leichten Bass-Abfall könnte man noch beikommen, indem man die beiden 3.3uF im Venice-Modul gegen etwas größeres austauscht und eventuell alle weiteren 10uF-Elkos im Signalweg auch gleich etwas vergrößert. Damit fange ich aber momentan nicht an, da ich den Bass den Nachbarn zuliebe eh etwas zurücknehme :).

Hier nochmal eine Übersicht über die zu entfernenden Kondensatoren:

Raus mit den Dingern, dann gibt's auch 20kHz!